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Brustkrebs-Screening mit klaren Vorteilen

Gemäss den Empfehlungen der europäischen Kommission sollte für Frauen zwischen 50 und 69 Jahren ein
regelmässiges Brustkrebs-Screening organisiert werden.

1 Obwohl hinsichtlich Qualität und Zugänglichkeit mit einem der weltweit besten Gesundheitssystem ausgestattet, ist die Schweiz eines der ganz wenigen europäischen Länder, die beim Brustkrebs auf ein national organisiertes Screeningprogramm bislang verzichtet.

2 Mittlerweile haben die meisten Schweizer Kantone kontrollierte Mammografie-Screeningprogramme
geplant oder eingeführt, allerdings die Kantone der Zentralschweiz und Zürich mehrheitlich jedoch nicht.

3 Das Ziel zweier aktueller Studien war es, die Ergebnisse solcher Screeningprogramme zu evaluieren. So verglich ein internationales Forscherteam die Innerschweizer «ScreeningKantone» (cantonal screening cantons, Or-SC) und die «Nicht-Screening-Kantone» (oppor-tunistic screening cantons, Op-SC) hinsichtlich des Entwicklungsstadiums der Tumoren bei Erstvorstellung der Patientinnen.

4 Dafür herangezogen wurden die Daten des nationalen Krebsregisters (zwischen 2014 und 2020) mit 19 236 Or-SC- und 2282 Op-SC-Brustkrebs-Patientinnen. Tatsächlich zeigten Frauen mit der Diagnose Brustkrebs im Alter von 50 bis 69 Jahren der Kantone mit opportunistischem Mammografie-Früherkennungsprogramm bei der Erstuntersuchung hochsignifi-kant häufiger fortgeschrittenere Stadien T2 und T3 und damit grössere Tumoren, im Vergleich zu den Kantonen, in denen ein Screening angeboten wird (T2: 34,8 % vs. 29,5 %; T3: 7,0 % vs. 4,0 %, p < 0,001). Zu-dem wurden im Op-SC-Gebiet bei 5 % mehr Patientinnen Metastasen in den Lymphknoten diagnostiziert. Damit konnte gezeigt werden, so die Autoren, dass bei Frauen mit Mammakarzinom ohne Screeningprogramme grössere Tumoren und häufiger Lymphknoten-Metastasen festzustellen sind als in den Kantonen mit entsprechenden Programmen.

Höheres Gesamtüberleben dank Screening

Eine weitere neue Schweizer Studie kam zu ähnlich eindeutigen Ergebnissen.

5 Für die Untersuchung wur-den die zwischen 2010 und 2019 erhobenen Registerdaten von Patientinnen mit Brustkrebs aus den Kantonen St. Gallen und Graubünden ausgewertet.

5 Bei 1057 von ihnen wurde innerhalb des Mammografie-Screeningprogramms (MSP) «Donna» und bei 1501 ausserhalb dieses Screenings ein invasives Karzinom gefunden. Dabei zeigten sich signifikante Unterschiede hinsichtlich der Grösse der neu entdeckten Tumoren. So befanden sich die innerhalb des MSP diagnostizierten Karzinome häufiger im frühen Stadium I (46,5 % vs. 33,0 %; p < 0,01), waren kleiner (19,1 mm vs. 24,9 mm, p < 0,01) und zeigten im nachfolgenden Follow-up weniger Rezidive und Metastasen (6,7 % vs. 15,6 %, p < 0,01). Die 10-Jahres-Überlebensrate der Frauen betrug 91,4 % innerhalb und 72,1 % ausserhalb des MSP (p < 0,05). Das Fazit der Forscher: Patientinnen mit Mammakarzinom wiesen innerhalb des MSP sowohl ein höheres Gesamt- als auch Brustkrebs-assoziiertes Überleben auf. Überdies erlaube die Diagnose früherer Tumorstadien signifikant weniger aggressive Behandlungen. Schliesslich zeigte eine weitere Aus-wertung von Registerdaten (2010–2017) des Kantons St. Gallen, dass sich Frauen mit Mammakarzinom innerhalb des MSP signifikant seltener einer Mastektomie unterziehen mussten (10 % vs. 24 %; p < 0,001).
Dr. Klaus Duffner

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