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Empfehlungen und Ratschläge für Patientinnen mit Brustkrebs während der COVID-19 Pandemie

Wie stark man der Infektion durch das Coronavirus ausgesetzt ist, hängt von der Krebsart, dem allgemeinen Gesundheitszustand und den laufenden Therapien ab.

Zusätzlich zu den Massnahmen für die Gesamtbevölkerung, hat die Internationale Vereinigung gegen Krebs (UICC) folgende Empfehlungen für Krebspatienten erlassen:

  • den betreuenden Onkologen kontaktieren um die Termine und den Rhythmus für die Therapien zu vereinbaren
  • sich nicht von Familienmitgliedern oder Freunden zur Therapie begleiten lassen (max. eine Person in speziellen Situationen)
  • öffentliche Transportmittel meiden. Bei Reisen, alle möglichen Schutzmassnahmen treffen: Hände, Mund und Augen schützen, Sicherheitsabstand halten
  • Aufenthaltsdauer in den Spitälern auf ein Minimum reduzieren. Wenn immer möglich Konsultationen via Telefon oder Internet bevorzugen
  • ein gesundes Immunsystem aufrechterhalten: genügend Schlaf (idealerweise acht Stunden), sich wenn möglich körperlich bewegen, sich gesund ernähren und Stress vermeiden. Darauf achten, dass andere Erkrankungen, welche die Risiken von Komplikationen bei einer Infektion durch das Coronavirus erhöhen, unter Kontrolle sind (Diabetes, Bluthochdruck)
  • Abstand auch von den eigenen Familienmitgliedern halten falls sie Erkältungs- und fieberhafte Symptome entwickeln. In diesem Fall in einem separaten Zimmer schlafen und Gemeinschaftsräume desinfizieren
  • Als Vorsichtsmassnahmen bei Aufenthalten und Besuchen in Spitälern sollen Patienten und Begleitpersonen chirurgischen Mundschutz tragen

Aus epidemiologischer Sicht, gibt es zum heutigen Zeitpunkt keine zuverlässigen Zahlen welche eine erhöhte Inzidenz einer COVID-19 Infektion bei Krebskranken bestätigt. Dennoch zeigen die aktuellen Daten, dass ältere Personen anfälliger sind vor allem wenn bereits chronische Lungenkrankheiten, Herz-Kreislauferkrankungen, Diabetes, Nierenleiden sowie ein aktiver Tumor bestehen.

Welche onkologische Patientinnen sind risikogefährdet?

Onkologische Patientinnen mit einer erhöhten Ansteckungsgefahr gehören zu den folgenden Gruppen:

  • Patientinnen in Chemotherapie oder die eine Chemotherapie in den letzten 3 Monaten erhalten haben
  • Patientinnen die sich einer Radiotherapie unterziehen
  • Patientinnen welche innerhalb der letzten 6 Monaten eine Knochenmark- oder Stammzellentransplantation hatten oder Immunsuppressiva einnehmen
  • Patientinnen welche unter gewissen Blutkrebsen oder Krebsarten des Lymphsystems leiden die das Immunsystem schwächen, auch wenn sie keine Therapien erhalten haben (z.B. chronische Leukämie, Lymphom oder Myelom)
  • Patientinnen mit einem geschädigten Immunsystem, z.B. niederer Wert an weissen Blutkörperchen (Leukozyten) und solche, die eine verlängerte Therapie mit Immunsuppressiva (z.B. Steroide wie Kortison) erhalten

Ob ein Zusammenhang mit einer erhöhten Ansteckungsgefahr durch COVID-19 während der Immuntherapie besteht, wird aktuell diskutiert. Zurzeit gibt es keine klaren Beweise über diesen Zusammenhang oder den Verlauf der Krankheit bei Immuntherapie-Patienten.

Eine gleichzeitige Infektion der oberen Atemwege oder eine obstruktive Lungen-entzündung können das Risiko schwerer Komplikationen bei einer Ansteckung eines Patienten durch das Coronavirus erhöhen.

Unabhängig von diesen gleichzeitigen Erkrankungen wird empfohlen, dass jede Tumorpatientin ihr individuelles Risikoprofil mit dem betreuenden Onkologen bespricht.

Tumorpatientinnen, noch mehr als andere Personen, müssen die ersten Anzeichen einer Ansteckung durch das Coronavirus erkennen können, wie Fieber, Husten, Halsschmerzen, Atembeschwerden, Muskelschmerzen, grosse Müdigkeit, Veränderungen des Riech und-Geschmacksinns und müssen ihren Hausarzt oder Onkologen informieren wenn sie aus einer Risikoregion angereist sind oder nach Kontakt zu einer angesteckten oder möglicherweise angesteckten Person.

Müssen in dieser Zeit alle Krebstherapien unterbrochen werden?

Grundsätzlich ist es nicht notwendig, die Behandlung zu unterbrechen. Der Onkologe bespricht mit der Patientin die geeignete Therapie gemäss des allgemeinen Gesundheitszustands und des Krankheitsbildes.

In einigen Fällen ist die Möglichkeit einer Aufschiebung der Krebsbehandlung abzuwägen, z.B. durch Verschiebung der Operation und vorgezogener Therapie um den Tumor bis zum Ende der Pandemie unter Kontrolle zu halten.

Sowohl bei Patientinnen welche eine adjuvante Therapie (Chemo- oder Radiotherapie), als auch bei Patientinnen mit einer fortgeschrittenen Krankheit, wird der Onkologe individuell die Möglichkeit einer Behandlung besprechen, welche wenige Spitalbesuche während der Pandemie erfordert, z.B. eine Therapie die nur alle 2-3 Wochen statt wöchentlich, oral oder subkutan, verabreicht wird. Auch können in einigen Fällen Wachstumsfaktoren zusammen mit der Chemotherapie verabreicht werden, um zu vermeiden, dass die Anzahl der weissen Blutkörperchen sinkt und dadurch die Abwehrkräfte verringert. Die Radio-Onkologen können eine Verkürzung der Bestrahlung in Erwägung ziehen wenn für die Patientin medizinisch gerechtfertigt und angemessen.

In einigen Fällen werden die Vorteile und die Risiken der Krebstherapie sowie die Möglichkeit einer Unterbrechung von langen Behandlungen während der Pandemie besprochen.

Und Patientinnen welche die Krebstherapie abgeschlossen haben?

Bei abgeschlossener Krebstherapie und erfolgter Operation (Chemotherapie, Bestrahlung, biologische Therapie) aber laufender vorsorglicher, oraler Therapie (Anti-Hormon) oder bei Kontrollbesuchen im Spital, werden die betreuenden Fachkräfte individuell berücksichtigen (z.B. auch übers Telefon), ob eine Aufschiebung angebracht ist.

Wie sollen sich Begleitpersonen und Familienangehörige verhalten?

Um Kontakte zu vermeiden, ist es den Begleitpersonen/Familienangehörigen untersagt, sich in den Wartezimmern aufzuhalten oder die Therapieräume aufzusuchen. Es wird empfohlen ausserhalb der Spitäler oder Praxen auf die Patientin zu warten.

Und für stationäre Patientinnen?

Besuche sind nicht erlaubt. In Ausnahmefällen kann die Anwesenheit einer Person (Angehörige oder Begleitung) mit spezieller Erlaubnis während einer begrenzten Zeit gestattet werden.

Und Patientinnen welche an einer klinischen Studie teilnehmen?

Normalerweise werden während einer Pandemie keine Patientinnen für klinische Studien aufgenommen ausser es handelt sich um die einzige Therapiemöglichkeit. Vorgesehene Kontrollen bei Patientinnen welche bereits innerhalb einer Studie teilgenommen haben, werden in der Regel aufgeschoben.

Übersetzt aus dem Italienischen / April 2020

Text:

Prof. Dr. med. Olivia Pagani, Onkologin

Dr. med. Antonella Richetti, Radio-Onkologin

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Textquellen:

Ministero della salute italiano Italienisches Gesundheitsministerium
www.salute.gov.it/portale/news/p3_2_1_1_1.jsp?menu=notizie&id=4342

Europäische Gesellschaft für medizinische Onkologie (ESMO)
https://www.esmo.org/for-patients/patient-guides/cancer-care-during-the-covid-19-pandemic?hit=ehp

Associazione Italiana Oncologia medica (AIOM)
https://www.fondazioneaiom.it/infezione-da-coronavirus-covid-19-e-pazienti-oncologici-cosa-fare/

Für weitere Informationen zur Pandemie:

Bundesamt für Gesundheit - BAG